Die Bitte an das Publikum lautete: „bitte laut mitsingen.“ Diesen Wunsch hätten die Mitglieder der Theaterpädagogischen Werkstatt allerdings kaum aussprechen müssen. Bei ihrem Auftritt in der Senioreneinrichtung Haus Dorette zeigten sich die Bewohnerinnen ausgesprochen textsicher.

Die Corona-Pandemie brachte den Stein ins Rollen: 2020 führte die Theaterpädagogische Werkstatt erstmalig ein Programm im Haus Dorette vor – selbstverständlich unter Berücksichtigung der damals geltenden Sicherheitsvorkehrungen. Aus der erstmaligen Aufführung ist so etwas wie ein fester Programmpunkt im Kalender der Senioreneinrichtung geworden, denn die Gruppe um Susa Gorgs und Walter Schroth war nun zum vierten Mal zu Gast an der Natruper Straße. Das diesjährige Motto lautete: „You Are My Sunshine“. Dabei mussten widrige Umstände flexibel gemeistert werden: Denn nach rund 15 Minuten war es mit Sonnenschein vorbei und es fing an zu regnen, so dass die Gruppe aus dem Garten in den geschützten Pavillon umziehen musste. Das tat der guten Laune keinen Abbruch – und sorgte hier und da für neue Bedeutungen im Programm. So drehten sich mehrere Beiträge um den Kuss – so bei dem gleichnamigen Gedicht von Wolfgang Borchert, das mit den nun besonders passenden Worten „Es regnet“ beginnt.

Viele der vorgetragenen Gedichte nähern sich dem Thema mit Humor, so bei Gerrit Engelke, der wusste: „Die Blicke werden tief und tiefer, es nähern sich die Unterkiefer. Man pflegt dann mit geschloss’nen Augen sich aneinander festzusagen.“ Aber auch in Liedern wurde das Dauerbrenner-Thema aufgegriffen, etwa in „Küsse nie nach Mitternacht“, ebenso in einer Tanzaufführung zu „Rote Lippen soll man küssen“.

Ein weiterer Programmpunkt zeigte sich als härtere Nuss: Die Gruppe stellte Sprichwörter pantomimisch dar, die dann die Bewohnerinnen der Senioreneinrichtung raten mussten. Keine einfache Aufgabe war es, „Aus dem Nähkästchen plaudern“ oder „Die Ratten verlassen das sinkende Schiff“ darzustellen.

Aufgelockert wurde das Programm immer wieder mit Musik, etwa mit „Die Gedanken sind frei“. Ebenso führte die Gruppe „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“ auf – mit Walter Schroth als Darsteller der titelgebenden Figur. Zum Abschluss präsentierten die Mitglieder der Theaterpädagogischen Werkstatt dann noch einen Klassiker mit „Marmor, Stein und Eisen bricht“. Die Anfangszeile: „Weine nicht, wenn der Regen fällt.“

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