Verarmt, verwirrt, vereinsamt? Oder doch eher rüstig, reisefreudig, modebewusst? Das fortgeschrittene Alter erleben viele Menschen auf ganz unterschiedliche Weise. Also alles eine Frage der Perspektive? Das jedenfalls legte der humorvolle Auftritt der Theatergruppe „Die Herbstzeitlosen“ nahe, die jetzt in der Senioreneinrichtung Haus Dorette zu Gast war. Der Titel, unter dem die Schauspielerinnen die einzelnen Szenen und Beiträge zusammengefasst hatten: „Was heißt denn hier ‚alt‘?“

Seit 26 Jahren gibt es die Gruppe, die wöchentlich unter der Leitung der Diakonin Lisa Neumann probt. Im Haus Dorette setzte sich das Ensemble aus Waltraud Vossel, Brigitte Roseneit, Marlene Schmidt, Hannelore Ziermann, Geralde Nülle und Antje Horstmann zusammen. Deutlich wurde, dass es beim besten Willen keine pauschale Antwort gibt, ab welchem Alter der Mensch denn nun als betagt gilt. Das kann etwa mit 65 Jahren sein, wenn man die Seniorenbahncard beantragen kann. Oder ist es die ständig nach hinten geschobene Altersgrenze zum Eintritt in den beruflichen Ruhestand. „Nicht mehr lange, dann kommen Sekretärinnen mit dem Rollator ins Büro“, führte eine der Schauspielerinnen aus.

Wie schnell die Stimmung wechseln kann, zeigte das Ensemble unter der Überschrift „In The Mood“. „Ach, mein Knie, Rücken, Bauch, Arm, meine Schulter“: Alle Schauspielerinnen jammerten bemitleidenswert über ihre Wehwehcheh – bis dann der Klassiker von Glenn Miller ertönte. Da wurde der Gehstock plötzlich zur Tanzrequisite, und die schmerzenden Füße hinderten nicht mehr an schnellen Tanzschritten.

Ist der Mensch denn mit 80 Jahren alt? Rüstige Seniorinnen und Senioren, die dieses Alter bereits erreicht haben, scheinen das Gegenteil zu beweisen: Mick Jagger, Sepp Maier, Wolfgang Joop, Uschi Glas oder Thekla Carola Wied. Diese und weitere prominenten Beispiele wurden bei der wesentlichen Frage aufgeführt, ob ein rauschendes Fest zum 80. Geburtstag denn nun angemessen ist oder ob man sich ab diesem Alter abgeschrieben fühlen sollte. Die Antwort gab spätestens das Abschlusslied, das das Ensemble zusammen mit den Bewohnerinnen der Senioreneinrichtung anstimmte: „Freut euch des Lebens, weil noch das Lämpchen glüht.“

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